Placa de Europa, Puigcerda, Espana
Une neutralité affectée

Il semble nous dire – L’Europaplatz ne tient pas la route… C’est pourtant, ici, le chemin qu’il se, et nous avec, désigne.
Il n’y a donc pas des places de l’Europe, pensées, érigées, nommées et baptisées, comme on dit aux quatre coins. Non, il nous dit – Il y a l’Europaplatz, partout et ailleurs.
Et il continue – Il y a aussi une défaite…
L’Europe a des places, tente de se décliner sous cette forme autour de laquelle il tourne. Il nous dit – Ce n’est pas son existence qui est interrogée, mais sa place en toutes ses places. (L’Europe serait cette idée qui n’a pas encore de place.)
Il nous dit – Je suis ce passant qui s’arrête pour une adresse – Europaplatz. Une carte postale que j’envoie, qui circule pour longtemps, d’une place à une autre, une autre ville, inconnue à cette adresse.
Il conclut – Europaplatz, lieu qui s’approche encore de son absence.

Denis Martin
Soundtrack of the installation

A- Gibt es schon viele davon?

B- Ja, wahrscheinlich schon. Auf jeden Fall immer mehr.
Viele Städte wollen auch ihren eigenen haben und so irgendwie dabei sein. Mir fiel der erste in Graz auf, irgendwann in der Früh. Merkwürdige Erscheinung nach einer langen Nacht. Ich irrte rum und schaute mir den Europaplatz an: Müde Menschen die arbeiten gehen oder die Nacht gerade überlebt haben, wartend. Eine unentschiedene Gesellschaft auf einem Fleck vor einem Bahnhof ... Das war aber vor zwei Jahren, heute muss das ja ganz anders sein.

A- Mmh ... Europa. Ein Mond von Jupiter heißt auch so. Es ist auch ein mytholgisches Wesen, dass in der Renaissance wiederentdeckt, und als Nymphe der Rafinesse und der Schönheit wahrgenommen wurde. Vielleicht versuchen die Städter, die antike und glückliche Königin über die Eisenbahn herzurufen – sozusagen der Bahnhof als Tempel, durch welcher sich moderne Wunder vollziehen sollen – oder Ihre Ankunft gleich beschwört. Aus Europa kommt ja einiges an.

B- Dabei sind die ja gar nicht so alt. Kaum fünfzig Jahre. In Wien gibt es diesen Platz seit 1958, als die zweite Republik ihre Zuneigung zum Westen ausdrücken wollte. Zivilisatorischer Akt: Europaplatz am Westbahnhof. Da ist so ein massiver Stein, auf dem das steht, Kunstwerke sind rundherum verstreut. Aber eigentlich ist da kein richtiger Platz, nur drei Wiesen, ein paar Bänke, Kieselsteinwege, alles neben dem Bahnhof. Davor ist der Parkplatz und eine Wand von Fahnenmasten; massive polierte Chromstahlprofile, oft ohne Fahne. Wenn man aus dem Bahnhof kommt, schneiden sie die Landschaft in Scheiben.
Vor einige Jahren, in 1993, wurde noch einmal so eine repräsentative Geste unternommen. Ein Europäischer Abgeordneter und Wiener Politiker haben zusammen eine Esche gepflanzt, mitten auf einer der Wiesen. Noch gibt sie keinen richtigen Schatten ab. Am Weg steht ein schönes blau-gelbes Schild.

A- Aber was erwartest du denn von einem Platz? Mir scheint, dir schwebt ein archaischer Platz der Öffentlichkeit, des öffentlichen Diskurs vor. Es ist doch heute irgendwie klar, dass es solche Plätze nicht gibt, die sind ja ganz woanders ...

B- ... Genau, und in Wien wird es diesen Platz auch bald nicht mehr geben. Er wurde als repräsentatives Alibi mehrmals vorgeschoben, jetzt ist er inhaltlich ausgesaugt, kann nichts mehr bedeuten Teures Land auf dem, wenn es wieder warm wird, viele Menschen sitzen, warten, ruhen, rumhängen. Wie an jedem Bahnhof letztendlich ...
Bis jetzt hat man noch die Seite am Transitverkehr gepflegt, Blumenbeete und grünen Rasen. Vor kurzem wurde das neue Gestaltungsprojekt entschieden. Die Österreichische Bundesbahn und die Stadt Wien werden dieses Land bebauen: Hochwertige Büros und Geschäftsflächen – wo die ganze Innenstadt schon verödet. Notspekulation. Der Platz liegt dann zwischen zwei Bahnsteigen, einem U-Bahnschacht, den Strassen und einem Schnellimbiss. Ich frage mich wo, dann das Namenschild hängen wird.

A- Das ist also ein Europaplatz. Vielleicht wäre mehr auch schon zuviel ...

B- Ich denke auch nicht, dass der so eng ist. Es ist halt ein Spiel.
Einerseits gibt es die Europaplätze, meistens an Bahnhöfen oder wichtigen Transitpunkten einer Stadt, die in den letzen Jahren gestaltet wurden. Sie sind irgendwie immer trostlos, immer im Zwang zur Repräsentation, erreichen nie die Höhe von dem was sie ausdrücken sollten. So eine Architektur lässt man gar nicht mehr zu. Eher alles glatt: Auf "minimal" und „cool“ und mit „historische Hinweise" markiert– nach wohin muss erst gar nicht gefragt werden.
Anderseits werden dann diese einzelnen Plätze genutzt, eine Benutzung der mit dem so genannten Platz nichts zu tun hat. Und die Reibung zwischen dieser Nutzung von Raum und der repräsentative Auftrag des Raumes gestalten ein Spannungsfeld – bestimmte Situationnen. Davon könnte man ein Bild machen, das aber alleine nur ein architektonischer Kommentar bleibt.
Und da springt der Maßstab: Europaplätze gibt es Massenhaft. So ist ein Platz – wie es gewünscht war, aber vielleicht doch nicht so – mit allen anderen verbunden. Lokalitäten wollen sich einem Ganzen unterstellen, und schlussendlich sind sie nur unter sich. Flachgedrückt. Eine Karte, die nur zu sich führt.

A- Es sammeln sich also Vorstellungen unter einem Namen von etwas, das es nicht wirklich gibt? Mir kommt halt in den Sinn, wie man versucht, ein Namen zu verkörpern, greifbar zu machen. Wie Museen gegründet wurden, um Zivilisation zu zeigen, genau zu dem Zeitpunkt als die Zeit der Zivilisation(en) zu Ende ging. Oder wie in der Mitte des 19. Jahrhunderts WOHNEN ein eigenes Thema wurde. Deine Plätze tragen eigentlich etwas in sich – Sowas wie ...

B- Es ist ganz einfach ! Ich fahre von Wien nach Mönchengladbach. Ich verlasse und komme am gleichen Punkt an, am Europaplatz - wo die Einwohner nicht mal wissen, dass es den gibt. Also bin ich da, eigentlich am gleichen Platz, aber an einem anderen Ort.

A- Also woanders

B- Ja, aber es ist egal. Undifferenziertes woanders. Der in Wien fließt weg, der in Mönchengladbach wurde im Jahr 2000 gerade fertig gestellt.
Der Ankommende wird von einem Stahlpfostenwald empfangen und schräge Metallflügeln zerfetzen die Umgebung - da ist der Busbahnhof. Eine Menge steht da rum, fügt sich in die Struktur, zwischen Portraits der wichtigen Mönchengladbacher, Werbung und Fahrplänen.

A- und wo bleibt die Geschichte?

B- Ja, ich habe dann den Architekt getroffen. Er gehört zu den Bürgern der Stadt und meinte, eigentlich fand er, dass der Platz anders hätte heißen sollen, zum Beispiel nach dem Schutzheiligen der Stadt. Er meinte: "Die Stadt muss kämpfen, um ihre Identität zu halten und nicht ein Schlafzimmer von Köln und Düsseldorf werden". Aber der damaligen Stadtdirektor war bei den Sozialdemokraten und überzeugte eine Mehrheit von der Idee der Widmung an Europa.

A- Aber der Architekt hat dann trotzdem den Platz geplant und gebaut?

B- Er gewann den Wettbewerb und realisierte mit klassischer Architektenmühe das Ding. Als ich mein Interesse für den Platz äußerte, kam aus den Entscheidungskreisen – Stadtdirektion, Busbehörde und andere – die betrübte und persönliche Bemerkung: "Na ja, das Modell sah viel leichter, zarter aus, schwebend. Es ist viel zu massiv geworden, viel zu viel Stahl".
Die Benutzer können die Einheit der Form – ein Herz – aus ihrem Blickwinkel gar nicht wahrnehmen. Eventuell eine regenbogenartige Folge von gefärbten Glasdächern. Die Metallgitterstrukturen werden von sechs Arten von Kletterpflanzen kolonisiert. Das wurde als ?Begrünung? vom Land finanziert, ohne den ?Wald? zu verdichten und dient dazu als Schutz für die wartende Benutzern. Dreifacher erfolg. Von unten sieht man jedoch kaum was. Ein bisschen weniger Licht und abgefallene Blätter auf dem Boden. Von weitem auch nichts, grünes Gestrüpp. Nur wen man von oben runterschaut, vom amtshaus zum Beispiel.
Da oben sind Rosen - Sympathy and New Dawn. Dazu Efeu und Clematiten. Eigentlich ist das alles sehr romantisch. Schlussendlich hängt dorniges und giftiges Zeug, ein ganzes Ökosystem, über den Köpfen der Benutzer.

A- In Lausanne, also in der Schweiz, hängt tatsächlich der Name vom Platz über den Benutzern. Es gibt über dem Platz einen Steg, und auf der Kehrseite der Brücke ist der Name "Place de l'Europe" in rote Punkte geschrieben – aus roten Punkte setzt sich das Logo der Stadt zusammen, glaube ich. Es ist ein weiter Platz. Es gibt ihn auch erst seit 2000. Der letzte Schritt im September 2002, war der Abriss eines Gewerbehauses, das noch Mitte auf dem Platz war, vom ehemaligen Industriegebiet stammend. Eine quadratische Stelle von Erde und Rasen ersetzt es. Am Boden leitet eine Markierung aus rote Streifen eines Verlauf der ehemaliger Industrie über den Platz – eine Art Anti-Angst-Einrichtung.

B- Dann kann ich sogar in der Schweiz am Europaplatz ankommen? Machen die jetzt da auch mit?

A- Das weiß ich jetzt auch nicht, aber dieser Platz ist nicht am Hauptbahnhof, sondern an der Endstation von drei regionalen Linien. Die eine fährt zum See, die andere ins Land und die letzte ins Industrie- und Universitätsgebiet. Der Platz liegt ja in einem Tal, mitten in der Stadt und es ist möglich rundum den Platz zu gehen und ihn zu betrachten aus 30 Metern Höhe. Da kann man die Leuten gut sehen.

B- Und die fahren los und kommen immer am gleichen Platz an und ebenso auch immer woanders, aber das woanders ist nicht wirklich ein anderes. Auch wenn es Stationen sind die ganz woanders liegen.

A- Gibt es schon viele davon?

M- Ja, wahrscheinlich schon. Auf jeden Fall immer mehr.
...

Yves Mettler, Mönchenglladbach, 2003


vue sur l'installation, Bâle, juin 2003
photo KsB